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„Jeder einzelne Song sollte einfach nur großartig werden.“

Dafür, dass das sechste Studioalbum des südafrikanischen DJs, Producers und Künstlers Black Coffee „Subconsciously“ heißt, lag ihm doch ein ganz konkretes Thema zugrunde: Freiheit. Mit durchlässigen und minimalistischen Produktionen, in denen Lyrics und Stimmungen im Mittelpunkt stehen, umgeht er die typischen Erwartungen an Dance- und Electronic-Acts und verfolgt noch mehr als bisher einen von Melodien und Stimmungen dominierten Ansatz. „Mein Hauptaugenmerk lag bei diesem Album auf dem Sound“, erzählt er Apple Music. „Auf meinen vorherigen Alben setzte ich mich mit den Künstlern zusammen und wir überlegten, über was wir schreiben wollten. Dieses Mal habe ich mich mehr auf die Singer-Songwriter eingelassen. Die Melodie muss einfach stimmen, danach kann man sich den Lyrics widmen.“ Nachdem er beinahe schon jeden Track vor dem offiziellen Album-Release veröffentlicht hat, führt uns Black Coffee im Folgenden Track für Track durch das gebündelte und genreübergreifende Werk.

Lost (feat. Jinadu)
„‚Lost‘ wurde ursprünglich von meinem Freund, dem griechischen Künstler DJ Angelo, geschrieben. Wir verbrachten Zeit in Italien und waren einmal mit einem Boot draußen. Wir aßen gerade zu Mittag, als er mir die Skizze für diesen Song vorspielte – und die haute mich direkt um. Er war sogar noch minimalistischer als in der jetzigen Version. Also sagte ich: ‚Mann, mein Album ist eigentlich komplett, aber wenn ich damit doch nicht durch sein sollte, würde ich den Song nehmen.‘ Es ist eine dieser Geschichten, die ich zu erzählen versuche, weil es mir wichtig ist, all diese verschiedenen Aspekte mit einzubeziehen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich einen durchlässigen, im Tempo reduzierten House-Song bräuchte. Ich fügte einfach Elemente hinzu, die ihn nach mir klingen lassen würden, aber ohne den Song dabei zu überfrachten.“

You Need Me (feat. Maxine Ashley & Sun-El Musician)
„Sun-El Musician sorgte bei diesem Song fürs Feeling. Ich sagte meinem Management: ‚Ich glaube, dass dieser Typ den Song auf den richtigen Weg bringen kann. Ich habe alles andere auf dem Album gemacht, aber diesen Song bekomme ich nicht richtig hin. Ich werde Maxine und ihrem Beitrag für den Song hier nicht gerecht.‘ Also schickten wir Sun-El den Arbeitsstand, und der Song wurde zu dem, was er jetzt ist – so völlig anders durch diesen von ihm erzeugten Groove. Es sind immer noch Elemente von mir enthalten, die aber ganz anders verwendet werden. Es ist einer der schönsten Songs, an denen ich jemals mitgewirkt habe – er steht völlig für sich, was ich sehr mag.“

SBCNCSLY (feat. Sabrina Claudio)
„Dies ist ein neuer Sound, der widerspiegelt, für was ich stehen kann und was ich noch erreichen möchte. Dieses Jahr [2021] werde ich 45. Wenn ich 50 bin, soll meine Diskografie aus wunderschöner Musik bestehen. Manches davon wird ohne Drums auskommen und ich möchte etwas mit einem Orchester und einem Sänger machen. Dieser Song ist so rein, verträumt und wunderbar arrangiert. Der Groove soll auch gar nicht auf die Zwölf gehen, er versucht erst gar nicht, dich in Bewegung zu bringen. Daher wurde er zum Titeltrack – weil ich ihn in den Fokus rücken wollte.“

I’m Fallin’ (feat. RY X)
„RY X ist ein australischer Sänger, Songwriter und Producer. Ich schickte ihm einen Groove, mit dem er dann arbeitete. Künstler bekommen häufig Grooves von mir, und ich weiß ganz sicher, dass sie dann noch daran feilen. Aber er fand ihn super, auch wenn ich mir nicht so sicher war. So ging es dann lange hin und her. Letztlich hatte ich den Eindruck, dass es auch damit zusammenhing, dass ich Afrikaner bin und Künstler generell ein unterschiedliches Verständnis von Rhythmus haben. Ich hatte den Song auch schon länger in meine DJ-Sets integriert und die Leute mochten ihn so, wie er war. Ich musste das irgendwie durchziehen. Aber mir gefällt auch alles [an dem Prozess], weil RY X halt auch Produzent ist. Er hat so vieles an diesem Song bearbeitet, was ihn so voluminös und emotional werden ließ. Bevor er überhaupt zu singen begann, war ich schon vor Ehrfurcht erstarrt. Genau das schwebte mir [für dieses Album] vor: dass jeder Song für sich genommen einfach großartig ist.“

Time (feat. Cassie)
„Das hier ist einer der ersten Songs, an denen wir arbeiteten, der auch gleich die Richtung für das vorgab, was ich vorhatte. Nachdem Cassie ihren Beitrag geleistet hatte, kamen noch andere Songwriter dazu, die uns halfen und Dinge hinzufügten, sodass es nun ein irgendwie kompletterer Song ist.“

LaLaLa (with Usher)
„Wir arbeiteten [ursprünglich] mit Lucky Daye zusammen, der für mich ein jüngerer Usher ist. Ich hatte mir diese Version so häufig angehört, dass ich mich fragte, ob Usher es besser hinbekommen würde – was wirklich der Fall war, denn seine Erfahrung machte einfach den Unterschied. Es war unglaublich cool, einen Song wie diesen mit einem Künstler wie Usher aufzunehmen, den ich angehimmelt habe, als ich aufwuchs. Es dauerte eine Weile, um einen Punkt jenseits von Genregrenzen zu erreichen, denn als wir das erste Mal telefoniert hatten, hatte er andere Vorstellungen von unserer Zusammenarbeit als ich. Das war der Grund, weshalb die Dinge letztlich falsch [in der Presse] wiedergegeben wurden: ‚Usher ist der Meinung, dass Black Coffees Sound nicht afrikanisch genug ist.‘ Ich wollte es halt einfach anders machen. Man kann heutzutage online gehen und nach Afro, Pop oder was auch immer suchen. Es gibt dir dieses neue Tempo-Ding. Daher war es schwierig zu erklären, was mir vorschwebte. Es war schwierig zu erklären, dass [der erwartete afrikanische Sound] einfach nicht das war, was ich mir vorstellte.“

Flava (feat. Una Rams & Tellaman)
„Ich war zusammen mit Swizz Beatz in einem New Yorker Studio und spielte ihm diesen Song vor. Er nahm mich zur Seite und sagte mir, dass er den Song für sein eigenes Album haben wollte. Der Typ ist sehr überzeugend! Zunächst plante er, Chris Brown mit auf den Track zu nehmen, einige Monate später teilte er mir dann mit, dass Alicia Keys den Song mit Justin Timberlake als Feature-Gast haben wolle. Die Zeit verging – bis ich Swizz eine Nachricht schickte: ‚Bro, der Song bleibt doch bei mir.‘“

10 Missed Calls (feat. Pharrell Williams & Jozzy)
„Jozzy ist eine der begabtesten Songwriterinnen aller Zeiten – und doch ist sie kaum bekannt. Im Studio fing sie an, die Melodie vor sich hin zu summen, was wirklich schön anzusehen war. Sie sagte: ‚Lass mich in die Aufnahmekabine.‘ Sie summte den kompletten Song – einfach die Melodie. Sie kam zurück, spielte es ab, machte aus dem Gemurmel einen Text und schließlich eine Geschichte. Dann ging sie zurück in die Kabine und sang den Song ein. Ich meinte: ‚Du musst auf dem Song dabei sein, es gibt keine Bessere dafür.‘ Ganz zum Schluss kam dann Pharrell ins Spiel. Wir probierten verschiedene Dinge aus, gingen nach Hause und dachten: ‚Okay, das klingt schon ganz gut, aber lass uns noch daran arbeiten.‘ Mein Management war der Ansicht, dass wir Pharrell das, was wir bereits hatten, einfach schicken sollten. Pharrell ist ein Magier, was Bridges in Songs betrifft.“

Ready for You (feat. Celeste)
„Einige Kooperationen fallen mir irgendwie in den Schoß. Celeste hatte ihr Album fertiggestellt, doch dieser Song schaffte es nicht. Sie wollte nicht mit elektronischer Musik arbeiten. Es lag eine Akustikversion vor, nur sie und ein Piano, was ich wirklich wunderschön fand. Als ich den Song bekam, habe ich mich gleich in ihn verliebt. Mir gefiel sehr, wie er begann. Das ist der Part, der mich immer sofort einnimmt: der Anfang, wie ein Song startet. Wir arbeiteten daran und ich nahm Sun-El Musician mit ins Boot. Wir waren dann rund um die Uhr damit beschäftigt – er brachte so viel Herzlichkeit mit und brachte den Song auf ein ganz anderes Level.“

Wish You Were Here (feat. Msaki)
„In Südafrika haben wir einen Mangel an Songwriterinnen und Songwritern – es gibt viele Sängerinnen und Sänger, aber nicht genügend Songwriterinnen wie Msaki, die äußerst gewandt mit dem Stift ist und die englische Sprache auf eine besondere Art verwendet. Dieser Track macht mich glücklich, weißt du? Er steht ganz für sich selbst.“

Drive (with David Guetta, feat. Delilah Montagu)
„Dieser Track brachte uns unterschiedliche Hörer ein und wurde so zu einer Win-win-Situation, weil [Co-Autor und Producer] David Guetta auch versucht, über den EDM-Tellerrand hinauszuschauen. David sang eine Melodie und meinte: ‚Hiermit müssen wir arbeiten, das ist der Song.‘ Einige Producer steuern ein Tool bei, andere einen Loop oder eine Melodie – und er hatte diesen Loop, der die maßgebliche Hookline gestaltete. Ich fand, dass die Produktion gut gelungen war, doch die Beschaffenheit der Stimme war eher auf EDM ausgerichtet. So kamen wir dann auf Delilah. Ich schickte es David, doch es gefiel ihm nicht so – der Gesang war ihm zu jazzig. Wie auch immer – er zeigte Größe und sagte: ‚Okay, wir arbeiten damit.‘ Das spiegelt seine Stärke wider, deshalb hat er Erfolg. Vor allem anderen ist er ein Mensch und kein Superstar.“

Never Gonna Forget (with Diplo, feat. Elderbrook)
„Dieser Track hat mich überrascht. Eigentlich dachte ich, dass er beinahe schon kitschig rüberkommt. Er hat es daher auch fast nicht aufs Album geschafft. Aber wie die Leute darauf reagierten, als er erschien, hat mich einfach umgehauen. Er sorgte für die Balance auf dem Album, die mir wichtig erschien. Diplo gehört zu den Hochkarätern im Business, er ist sehr beständig und an Arbeiten zahlreicher Acts beteiligt. Er ist sehr vielseitig und weiß, wie er sich positionieren muss. Er versteht es, in musikalischer Hinsicht immer auf der richtigen Seite zu stehen. Und Elderbrook hat wirklich eine unglaubliche Energie – er ist sehr begabt und strahlt auf der Bühne eine ungemeine Power aus.“

© Apple Music