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„Ich habe es satt, es den Leuten recht machen zu wollen.“

Das vierte Album „Gloria“ beginnt mit genau der Art von Musik, die wir von Sam Smith erwartet haben:„Love Me More“ ist großes Singer-Songwritertum – und eine nah am Gospel gebaute Ballade, die die Kraft der Selbstakzeptanz feiert. Aber danach weicht Smith vom Drehbuch ab. „Ich wollte, dass es ein Patchwork aus Pop ist. Das ist etwas, das mir sehr am Herzen liegt“, so Sam Smith zu Apple Music über „Gloria“. „Ich wollte von Genre zu Genre zu Genre springen.“ Auf „Gloria“ finden wir also sinnlichen R&B, schillernde Dancefloor-Momente („Lose You“ ist vielleicht Smiths bisher bester trauriger Banger), überdrehten Hyperpop, einen am Dancehall geschulten Ohrwurm und sogar Chormusik. In den Songs wird Sex gefeiert, die Kraft der Gemeinschaft und queere Freude und Geschichte. „Ich wollte sicherstellen, dass es keinen einzigen Song auf dem Album gibt, den ich nicht mag“, fügt Smith hinzu. „Ich habe so viel Produktion und Zeit in dieses Album gesteckt, ich war wie besessen. Ich habe in der Musik gelebt. So hart habe ich noch nie gearbeitet.“

„Gloria“ besitzt jenes Selbstvertrauen, das die meisten Künstler:innen nach einigen Alben erreichen, aber es ist mehr als nur diese Erfahrung, die man hier hören kann. Das zwischen Suffolk, Los Angeles und Jamaika entstandene Album ist eines der Rebellion, der Befreiung und des Loslassens der Vergangenheit. Eine der größten Stimmen des modernen Pop stellt darauf ihre bisher überzeugendste Musik vor – und sich selbst. „Ich möchte nicht kitschig klingen, aber ‚Gloria‘ ist für mich wie der Moment, in dem ein Schmetterling seinen Kokon verlässt“, sagt Smith. „Ich wollte, dass sich das Album von Anfang bis Ende so anfühlt. Ich wollte, dass in jedem einzelnen Song Stärke steckt. Ich habe das Gefühl, dass mein wahres Künstler-Ich in gewisser Weise angekommen ist.“ Lies, wie Sam Smith tief in die einzelnen Tracks von „Gloria“ eintaucht. Außerdem erzählt er vom Auftritt 2022 in der Londoner Royal Albert Hall London erzählt, der Teil dieser speziellen Apple Music Edition ist.

„Love Me More“
Ich wusste, dass ich einen Song schreiben wollte, der meine Gefühle ausdrückt. Ich finde diese Sache mit der Selbstliebe ziemlich gruselig. Selbstliebe fühlt sich manchmal wie ein fernes Ziel an; bei Selbstakzeptanz muss ich jeden Tag versuchen, mich selbst zu akzeptieren und mir mit Liebe zu begegnen. Das wollte ich mit diesem Song zum Ausdruck bringen. Ich habe dieses Album wie meine alte Musik begonnen. „Love Me More“ ist die letzte Gelegenheit, die ich meinen älteren Fans gebe, um mit mir in eine neue Phase zu kommen. Das ist ein Song, den ich für meine Fans geschrieben habe, und jeder Song danach ist für mich geschrieben.

„No God“
Der Song basiert auf einer persönlichen Geschichte über eine Person in meinem Leben, die ich aufgrund drastischer Ansichten verloren habe. Aber als ich, [Songwriter und Produzent] Jimmy [Napes] und Stargate es schrieben, wurde es zu einer Abhandlung über eine bestimmte Art Mensch mit Gott-Komplex. Es geht um das Ignorieren eines Menschen und darum, dass die drastische Haltung von jemandem der Fürsorge für jemand anderen in die Quere kommt. Die Magie dieses Songs kommt von der Produktion. Das Live-Spiel, die Backing Vocals: Wir haben daran herumgefeilt, bis es perfekt klang. Für mich klingt es super kostspielig.

„Hurting Interlude“
Ich fand diesen erstaunlichen Beitrag: ein Nachrichtenmoderator, der auf der allerersten Gay Pride-Parade in New York spricht. Was er in diesem Interlude sagt, brach mir das Herz. Es erinnerte mich an „Lose You“, ein Lied über eine lesbische Freundin, die ihre erste queere Beziehung mit einer Frau hatte. Der erste Liebeskummer einer queeren Person kann sehr intensiv sein, weil wir so viel durchmachen, wenn es um Liebe geht. Ich hatte das Gefühl, dass es das perfekte Zitat vor „Lose You“ war.

„Lose You“
Wir als queere Community lieben unsere traurigen Tanzlieder. Bei diesem Album könnte man jeden Song einer meiner Pop-Diven widmen. „Love Me More“ wäre für Whitney, „No God“ für Brandy und „Lose You“ für Robyn oder George Michael. Ich habe diesen Song mit einigen der erstaunlichsten Pop-Autor:innen geschrieben, und es fühlte sich an wie das Mastering eines wunderschön geformten Popsongs. Die Produktion führte mich aber nicht nach Berlin, und ich wollte, dass der Song mich in einen deutschen Schwulenclub mitnimmt. Die kleinen Dinge, die wir gegen Ende des Songs gemacht haben, haben ihn wirklich dorthin gebracht – er gibt mir dieses sehr europäische, unverschämte, schwule, schicke Gefühl. Es ist Drama, Drama, Drama.

„Perfect“ (feat. Jessie Reyez)
Das ist der Punkt, an dem der Sex Einzug in die Platte hält. Ich habe das Gefühl, dass ich während meiner Karriere ein wenig entsexualisiert wurde; ich war sehr jung, als ich anfing. Mich mit 20 Jahren auf der Bühne so zu bewegen, wie ich es in einer Schwulen-Bar tun würde, hat mir Angst eingejagt. Jessie gab mir den nötigen Mut: Ich habe im Studio Dinge zu ihr gesagt, ohne dass sie gelacht hat oder sich unwohl fühlte. Das ganze Konzept des Songs besteht darin, zu sagen: „Ich bin ein ganz schönes Wrack“ und sich auf eine sehr unvollkommene Art selbst zu spüren. Dieser Song ist der Rihanna-Moment – wir haben mit Stargate daran gearbeitet, die auch an „Rated R“ mitgewirkt haben, einer meiner Lieblingsplatten von Rihanna. Stargate haben Nuno Bettencourt, der die Gitarrensoli auf „Rated R“ spielt, klargemacht, und er hat den Song durchgespielt – das gefällt mir so gut!

„Unholy“ [mit Kim Petras]
Wir waren in Jamaika und [Produzent] Omer Fedi alberte auf der Gitarre herum. Er spielte diese Tonleiter, ich fing an, dazu zu singen. Alle im Raum waren total verwirrt; sie wussten nicht, ob es ihnen gefiel oder nicht. Ich hatte eine Person im Kopf, die mir auf die Nerven ging, und ich musste es einfach rauslassen. Als wir wieder zurück waren, mochten alle den Song, aber sie sagten: „Das ist nicht unser Stil.“ Aber es drängte sich mir immer wieder auf. Ich habe in der ersten Strophe alles gesagt, was ich sagen wollte, und dann kam Kim ins Spiel. Es waren um die acht Leute im Studio, die versuchten, Kims Strophe in eine bestimmte Richtung zu lenken. So verbrachten wir den ganzen Tag, aber dann sagte mir mein Bauchgefühl: „Das ist scheiße.“ Es gibt einen gewissen Humor, den nur eine queere Person verstehen kann, weil wir so viel durchgemacht haben – und den leben wir. Genau das brauchte die Strophe. Wir mussten den Mann etwas ärgern, wir mussten aus ihm einen „Balenciaga Daddy“ machen. Das ist die stärkste Stelle des Albums, und es ist das stärkste Stück Musik, an dem ich je mitgewirkt habe. Es ist wie ein Exorzismus.

„How To Cry“
Hier geht es um dieselbe Person wie in „Unholy“. Ich wollte diesen bestimmten Atem, aber nur für einen Moment, denn dies ist nicht die Platte für total organische, abgehobene Musik. In „Unholy“ lache ich und mache mich über mich lustig. Aber im Herzen dieser Emotion liegt eine sehr traurige Geschichte. Es geht auch um eine Beziehung, in der ich war, und darum, dass ich glaube, dass es ein starker Charakterzug ist, ein emotionaler Mensch zu sein. Ich glaube wirklich, dass das eine Superkraft ist. Es ist also ein Liebesbrief an mich.

„Six Shots“
Es ist ein neues Kapitel – nach „How To Cry“ kommt das Vorglühen für die Nacht. Aber es ist ein intensives Vorglühen, weil wir anfangen, Sex zu haben. Das ist der erste richtige Sexsong, den ich geschrieben habe – ich fühlte mich dadurch sehr befreit. Zu der Zeit war ich alleinstehend, was mir sehr zu schaffen machte, und daher kommt auch der Text „There’s no loving me“ („Es gibt keine Liebe für mich“). Ich war so sehr Single, dass ich fast schon wieder vergeben war. Ich war nicht bereit für die Liebe.

„Gimme“ (feat. Koffee und Jessie Reyez)
Von diesem Song bin ich besessen – wahrscheinlich ist er mein liebster auf dem Album. Es ist der sexuell intensivste Text, den ich je geschrieben habe, die Strophe ist wirklich schmutzig! Im Grunde geht es in dem Song darum, dass man einen Schwanz so sehr will, dass man weinen könnte. Ich liebe Dancehall-Musik und habe schon oft versucht, Songs mit Dancehall-Feeling zu schreiben. Ich musste in Jamaika sein, um es hinzubekommen, dass es sich authentisch anfühlt, und ich bin so stolz, dass mir das mit „Gimme“ gelungen ist. Wie auf einem Großteil des Albums geht es auch bei diesem Song darum, den Moment zu teilen – ich selbst wollte nicht zu sehr im Song sein.

„Dorothy’s Interlude“
Das Eröffnungszitat stammt von Divine, das einfach nur wunderbar frech und fabelhaft ist. Als Nächstes kommt Judy Garland – mit Judy sind so viele queere Assoziationen verbunden, insbesondere der berühmte Mythos, dass sich nach ihrem Tod alle in New York im Stonewall versammelten und die Unruhen noch in derselben Nacht begannen. Und dann ist da noch Sylvia Rivera. Es ist eine ziemlich erschütternde Ansprache auf der Gay Pride in New York, in der sie über all die schrecklichen Dinge spricht, die in den Obdachlosenheimen mit Trans-Personen geschehen, und ihre eigene Gemeinschaft von schwulen Männern buht sie auf der Bühne aus. Danach sagt RuPaul einen der unglaublichsten Sprüche, die es gibt. Dieses Interlude ist wie eine Geschichtsstunde.

„I’m Not Here To Make Friends“
An diesem Song haben Calvin Harris, Stargate, ich und Jessie Reyez mitgearbeitet. Es war ein großer Spaß, ihn zu machen. Ich hatte am Abend zuvor ein Date und ich hatte es einfach satt, auf Dates zu gehen, bei denen mich die Leute rein freundschaftlich behandeln oder mich nur treffen wollen, weil ich Sam Smith bin. Auch wenn der Song nichts damit zu tun hat, ist der Songtitel auch eine Einstellung und ein grundlegendes Gefühl dieser Platte: „Ich habe es satt, es allen recht machen zu wollen.“

„Gloria“
Der Sound dieses Liedes ist einer der Schönsten, die ich je geschaffen habe. Ich glaube, das liegt daran, dass ich kein Teil davon bin. [Produzent] David Odlum trug dazu bei, mich davon zu überzeugen, bei diesem Lied zu singen. Ich erinnere mich, dass mir zu Beginn meiner Karriere alle sagten, ich könne gut singen, aber niemand hat mich jemals wirklich für mein Songwriting gewürdigt. Und was ich an diesem Song liebe, ist, dass er nicht von mir handelt, sondern von etwas, das ich geschrieben habe. Der Song handelt davon, die Arme in den Himmel zu strecken und sein Lied so laut zu singen, wie man kann. Und ich glaube wirklich, dass mein jüngeres Ich das gebraucht hat. Ich hatte die Idee, dass dies ein Album für mein jüngeres Ich sein sollte, das mir Freude und Hoffnung geben würde. Der Text ist unglaublich tiefgründig, aber er ist auch als Schlaflied spielbar.

„Who We Love“ [mit Ed Sheeran]
Ed schickte mir diesen Song, und ich war zunächst ängstlich, weil ich normalerweise keine Songs nehme und sie mir zu eigen mache. Ed und ich sind schon lange befreundet. Ich bin nicht daran interessiert, eine Ed-Kollaboration zu machen, die wie ein Hit klingt – ich wollte, dass der Song etwas bedeutet. Als ich das hier hörte, war ich wirklich gerührt. Ich hatte das Gefühl, dass es eine queere Balladen-Hymne ist, die von einer befreundeten Person geschrieben wurde. Er trägt etwas Ergreifendes und Schönes in sich. Ed half mir persönlich durch schwere Zeiten und war ein Freund in einer sehr kalten Branche. Ich wollte, dass sich alles an diesem Song warm anfühlt.

Apple Music Edition-Titel
Ganz ehrlich: Das war einer der Auftritte meines Lebens. Zunächst einmal war der Veranstaltungsort unglaublich. Vor allem aber wollte ich die Art verändern, wie ich live spiele. Ich wollte Körper auf der Bühne haben. Ich wollte Tanz mit einbeziehen. Im Grunde genommen beginne ich die Show wie meine Laufbahn: Der erste Song ist „Stay With Me“. Auch was die Kleidung angeht, beginne ich ganz in Schwarz, und dann geht die Show langsam in „Gloria“ und „Unholy“ über. Ich bringe euch vom Himmel in die Hölle, denn die Hölle ist einfach fabelhaft! Ich hätte nie gedacht, dass ich die ganze Royal Albert Hall zu Slut-drops und zum Tanzen bringen könnte. Es war verrückt. Cat Burns war an diesem Abend da, das war etwas ganz Besonderes. Kim war auch da. Es ging wirklich darum, das Rampenlicht zu teilen und diese Zeit mit anderen Musiker:innen zu verbringen.

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