Bei 'Annabelle 2' (besserer Originaltitel: 'Annabelle: Creation') handelt es sich um ein Prequel zum ziemlich missglückten ersten 'Annabelle'-Film sowie indirekt zu 'The Conjuring' und erzählt die Geschichte über den Ursprung der namensgebenden Puppe „Annabelle“. Zugegebenermaßen ist das Drehbuch von Gary Dauberman, der auch das Drehbuch zum Vorgänger schrieb, erneut der absolute Schwachpunkt des Films. Die Logiklöcher und manch Handlungsprünge sowie die Platzierung der Puppe, wie es gerade passt, wirkt manchmal zu sehr konstruiert. Man könnte sie eigentlich auch gleich ganz weglassen und es würde nichts ändern. Sie ist halt das Gefäß für den Dämon, mehr aber auch nicht. Jetzt kommt jedoch das große „Aber“, welches den Film für mich dann doch noch in die 5 Sterne-Wertung gerettet hat und das ist die kleine Lulu Wilson als Linda. Wo ich beim überraschend guten 'Ouija: Ursprung des Bösen' ihr Spiel noch zwiespältig fand, obwohl sie da schon eine gute Leistung abgeliefert hatte, ist sie in 'Annabelle 2' für mich der „tragende Ast“ bzw. der „Rettungsanker“, der den Film mit seinen ansonsten eher „klischeehaft“ agierenden Filmfiguren vor dem Absturz bewahrt. Ich könnte mir den Film ohne sie gar nicht vorstellen, so tragend ist ihre Tätigkeit darin. Auch Talitha Bateman und die anderen Schauspieler machen trotz des schwachen Drehbuchs einen den Umständen entsprechend guten Job, jedoch sticht Wilson mit ihrem emotionalen Spiel weit heraus.
Was die Handlung des Films angeht, ist er nichts für Zartbesaitete, denn es geht ordentlich schicksalhaft zur Sache. Da können bei einigen Leuten schonmal die Tränen kullern, wer sehr nah am Wasser gebaut ist. Horrorfilme sind in dieser Hinsicht oft nicht zimperlich und dies ist auch bei 'Annabelle 2' nicht anders. Schön fand ich die Querverweise auf 'The Nun' und die echte Annabelle-Puppe, die mir überraschenderweise am Ende doch noch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte, obwohl der Film wegen seines tragischen Themas eher traurig ist.
Für mich kommt der Film nicht ganz an 'It Follows' und 'Ouija: Ursprung des Bösen' heran, weil er nicht deren Vielschichtigkeit erreicht und bei mir nicht so ein mulmiges Gefühl in der Magengegend erzeugen konnte, wie das noch diese anderen beiden Filme vermochten. Zudem muss er natürlich auch den Vergleich zu den beiden 'Conjuring'-Filmen standhalten und das schafft der zweite Annabelle-Film immer noch nicht. Die Ausstattung und Inszenierung ist zwar nahezu gleich gut, jedoch fehlt hier das gewisse Etwas, um zum Beispiel das epische Ausmaß eines 'The Conjuring 2' zu erreichen.
Als Fazit kann ich sagen, dass der Film aus meiner Sicht härter daherkommt, als alle bisherigen Filme aus dem „Conjuring-Universum“. Da Regisseur David Sandberg ziemlich verrückt zu sein scheint mit seinen Ideen und man dies dem Film mit seinen absurd-schaurigen Schockmomenten und der zu jederzeit fast schon beklemmend düsteren Atmosphäre anmerkt, kann ich als Horrorfilm-Fan dennoch ganz zufrieden sein. Auch die schön laute und teils kranke Musik von Benjamin Wallfisch ('IT'„ 'Blade Runner 2049') sowie die Soundeffekte sind auf höchstem Niveau und jagen einem den ein oder anderen Schauer über den Rücken. Von daher kann man dem Film schon eine volle Punktzahl kredenzen, vor allem dank der überaus talentierten und sehr authentisch agierenden Lulu Wilson, die dem Film noch ein gewisses extra Niveau verleiht.