Ich bin vor relativ kurzer Zeit auf den Podcast gestoßen und habe nun bereits fast alle Folgen gehört. Das Format finde ich äußerst gelungen und ich möchte ein paar Dinge hervorheben: 1. Stefan Obersteller kennt sich in seiner Materie sehr gut aus und kann aus einem breiten Fundus an Wirtschafts- und Finanzwissen schöpfen. Das ist noch kein Alleinstellungsmerkmal (es gibt auch andere, die viel wissen), sollte aber doch erwähnt werden. Viel entscheidender ist, dass Herr Obersteller (2.) dieses Wissen sehr gut vermitteln kann. Dazu gehört ein gescheites Konzept, vor allem aber, dass der Autor sich gut in den Hörer hineinversetzt und dadurch häufig die Fragen, die der Hörerin durch den Kopf gehen, vorwegnehmen kann. Er hat ein gutes Gespür dafür, was seine Zuhörer_innen interessiert. 3. Ebenso folgt das Format einer guten Mischung der Vermittlung von grundlegenden Inhalten, die beim Hörer nicht bereits ein Wirtschaftsstudium voraussetzen, aber auch von spannenden weiterführenden Inhalten, die Obersteller gut auf wesentliche Punkte reduzieren kann, ohne zu simplifizieren: etwa die Hintergründe der Finanzkrise oder die finanzielle Logik des neuseeländischen Staatsfonds, etc. Obersteller erspart dem Höfer unnötige Fachsimpelei, er mutet ihm aber auch ein notwendiges Maß an Komplexität zu. Die Folgen sind in sich je abgeschlossen, bauen aber trotzdem gut aufeinander auf und besitzen das richtige Maß an Redundanz. Dass er seine Hörer gut "mitnimmt", dafür sorgen auch die Folgen, in denen ab und zu dezidiert auf häufie Fragen der Zuhörer eingegangen wird. 4. Obersteller ist ein guter Erzähler, das heißt er besitzt das Talent, "Kontakt" zu seinen Hörern herzustellen. Man hört gerne zu. Es wirkt weder wie eine Vorlesung, noch wie drauf los gesprochen. Besonders schätze ich das zügige Tempo beim Sprechen und auch beim Inhalt. Das sorgt dafür, dass man nicht einschläft, hängt einen aber auch nicht ab. Und wenn doch mal, man kann ja zurückhören. Obersteller verschwendet die Zeit seiner Hörer nicht und langweilt nicht. 5. Mit das Wichtigste (für mich) zum Schluss: Obersteller setzt sich von anderen "Wirtschaftsweisen" insofern ab, dass er nicht einen Hauch der Eigenschaft eines "Gurus" pflegt. Reißerische Thesen und Vorhersagen wie "in fünf Jahren kommt der Crash", das sei mathematisch unabweisbar, und Ähnliches sind irreführend, nervig und unseriös. Sie dienen nur der eigenen Selbstinszenierung und leider lassen sich viele Experten, die über nicht weniger Wissen verfügen, immer wieder gerne dazu hinreißen. Obersteller grenzt sich explizit davon ab. Sein Podcast ist geradezu maximal unpopulistisch, dafür schätze ich ihn! Er beherzigt die (wissenschaftliche) bittere Erkenntnis, dass man die Zukunft nicht voraussehen kann (man kann sie höchstens voraussagen und Glück haben), weil man eben immer nur mit einer Auswahl von Variablen rechnen kann. Gerade in seiner unpopulistischen Art setzt er dem Mainstream medial aufbereitetem Wissen entgegen und das macht ihn für mich so aktuell und wertvoll. Alles in allem ein sehr gelungenes und professionell designtes Format. Ich freu mich auf die Folgen, die noch kommen.